2. Nachlese zum 3. Magstadter Naturerlebnistag

Bild: Michael Hajek

Zum Thema Ratberg wurde in der Vergangenheit schon viel geschrieben und gesagt, nicht zuletzt beim Festakt zur 900 Jahrfeier am 19.Januar 2010, durch Herrn Dieter Beuter.

Unserer Ratberg ist für uns Magstadter nicht nur Wappen und Wahrzeichen, sondern auch ein Naturdenkmal von besonderer Bedeutung. Der Ratberg ist ein runder flacher Hügel mit 120m Durchmesser, er überragt die übrige Landschaft um 10m. Er besteht aus Stubensandstein, Bunten Mergel, Schilfsandstein und Hauptmuschelkalk den sogenannten Keuper. Für die Entstehung kommt die sogenannte Mühlbergverwerfung, die auch Ratberggraben heißt, in Betracht. Diese Verwerfung verläuft zwischen Waldenbuch und dem Hagenschieß, über Böblingen, Sindelfingen-Eichholz, Magstadt bis Malmsheim. Somit ist der Ratberg Bestandteil der Sindelfinger-Verwerfung und damit ein tektonisches Element des Fildergraben-Systems. Der Graben eine eingebrochene Scholle, ist zwischen Magstadt und Sindelfingen 400 bis 500m breit und verengt sich zum Ratberg hin, auf 100m.

Diese Scholle ist etwa 160m tief eingesunken und besteht aus den zuvor erwähnten Gesteinsschichten. Durch Verwitterung und Abtragung unterschiedlich harter Gesteinsschichten und Umwandlung tektonischer Formen, spricht man hier von einer sogenannten Reliefumkehr.

Reliefumkehr entsteht, durch die Abtragung unterschiedlich widerständiger Gesteine, hervorgerufene morphologische Umwandlung tektonischer Formen, z.B. morphologische Erhebungen in geologischen Mulden.

Erwähnenswert ist das Jahr 1888, dem Drei-Kaiser-Jahr, da wurden hier auf dem Ratberg drei Kaiserlinden zu Ehren der Monarchie gepflanzt. Unter dem Motto: „Eins und dreimal die acht, Drei Kaiser an die Macht. Wilhelm der I. ( auch greiser Kaiser genannt), Friedrich der III. (der an Kehlkopfkrebs starb und nur 99 Tage auf dem Thron saß) und Wilhelm der II. (der Reise-Kaiser).

Diese drei Linden haben sich bis heute prächtig entwickelt, und zu stattlichen Bäumen gewachsen.

1923 wurde auf dem Ratberg nach den Angaben eines Rutengängers, nach Gold gegraben.

Dabei wurde ein etwa acht Meter tiefer Schacht abgeteuft.           Nur Gold, wurde nicht gefunden!

1970 wurden im Stubensandsteinbruch östlich von Magstadt, ein Schädel, Unterkiefer und Knochen von einem Dachschädlerlurch entdeckt, der hier vor 225 Millionen Jahren lebte und 2-3 Meter lang wurde. (Cyclotosaurus robustus)

Es gibt noch Weitere schützenswerte Geotope um Magstadt

Schilfsandstein/Stubensandstein: Ist die Schicht des Mittleren Keuper/Muschelkalk in Südwestdeutschland. Der Name stammt von fossilen Pflanzenresten, meist Schachtelhalmen.

Schichtstufe: Durch unterschiedliche Verwitterungsresistenz herausgebildete Geländestufe in einer Schichtenfolge.

Doline: Durch Lösung, Nachsackung oder durch Einsturz unterirdischer Lösungshohlräume entstandene, Schlot-, Trichter- oder Schüsselförmige Vertiefung einer Karstoberfläche.

Karst entsteht durch: die chemische Zersetzung in leicht wasserlöslichen Kalk- oder Gipsgestein.

Aufbau der Erde: Die Erde ist aus mehreren aufeinanderliegenden Schalen aufgebaut. Die vergleichsweise dünne Erd-Schale schwimmt auf den oberen Erdmantel wie Eisschollen auf Wasser.

Erdkern:          a) innerer Kern ist fest, und ca.3700 bis 5000°C heiß.

b) äußerer Kern ist flüssig.

Erdmantel:      a) besteht aus den ersten festen Teil und

b) den zweiten zähflüssigen Teil.

Erdkruste:        Sie schwimmt in Form von tektonischen Platten auf diesen zähflüssigen Erdmantel.

Die Erdkruste ist nur zwischen 20 und 70 km dick, auf der wir Menschen und all die Tiere leben.

Die tektonischen Haupt-Platten unserer Erde

Es gibt 7 Hauptplatten und viele kleinere Platten

Anhand von Verwerfungszonen die in Anatolien immer wieder auftreten, kann sich jeder gut vorstellen, was sich hier vor Millionen von Jahren bei der Entstehung der Mühlbergverwerfung und der Entstehung des Ratberggrabens, abgespielt hat (siehe folgendes Bild).

Datei:Slip-dist-1999.pngDas Naturdenkmal Ratberg mit seinem Halbtrockenrasen ist ein Bereich für Wildbienen, seltene Schmetterlinge und schützenswerte Pflanzen. Wie z.B.: den Esparsetten-Bläuling, den Wegerich-Scheckenfalter, die Karthäusernelke, den Flügelginster, den Klappertopf und den großen Ehrenpreis.

All diese Pflanzen und Tiere gilt es zu schützen und zu pflegen um sie der Nachwelt zu erhalten.

Aber zu diesem Thema und mehr, wird uns Förster Jochen Müller einiges sagen können.

Das Naturdenkmal Halbtrockenrasen Ratberg, wurde mit der Verordnung vom 30.9.1992 ausgewiesen. Eigentümerin der Fläche ist, die Gemeinde Magstadt.

Das Landratsamt, Untere Naturschutzbehörde (UNB), kann die erforderlichen Pflegemaßnahmen konzipieren und ggf. anordnen. Für die Durchführung und Pflege der Naturdenkmale ist der Eigentümer selbst zuständig. Der Halbtrockenrasen wurde in den vergangenen Jahren der Sukzession überlassen, so dass ein undurchdringliches Gebüsch entstanden ist. Um die südexponierten Magerrasen wieder herzustellen und damit Verbesserungen für die Artenvielfalt, den Wert des Biotopes und das Landschaftsbild zu erreichen, wurde im Winter 2010 eine Erstpflege durchgeführt. Sie stellt eine Ausgleichsmaßnahme ( A6) für den Bau der S 60 dar.

Vorgesehen ist, die Fläche zu beweiden, um den Bereich dauerhaft offen zu halten.

Zu berücksichtigen sind für die Beweidung, Vorgaben der UNB und des Artenschutzsachverständigen für Schmetterlinge des Regierungspräsidiums Stuttgart. Dabei ist vorgesehen, Störstellen, wie sie am Ostrand des Naturdenkmals entlang des Weges vorhanden sind, von der Beweidung frei zu halten. Sie sind wichtige Bereiche für Wildbienen und den Esparsetten-Bläuling. Außerdem ist das Vorkommen des Wegerich-Scheckenfalters verzeichnet. Die Beweidung soll 2 mal jährlich im Umtrieb erfolgen. Für wen sich die Gemeinde als Schäfer entscheidet, ist letztendlich noch nicht bekannt.

LRA Böblingen, Landwirtschaft und Naturschutz